Es ist geschafft! Der erste rein virtuelle Austausch junger Arbeitnehmer*innen der Metallindustrie aus den Partnerstädten Hamburg und Sankt-Petersburg fand in diesem Herbst virtuell statt. Der Austausch hat Tradition: Es gibt ihn schon seit 1998 und er findet üblicherweise in Präsenz statt. Nun musste er das erste Mal spontan virtuell konzipiert und umgesetzt werden. Das Kernthema war – und das ist keine Überraschung –  „gewerkschaftliches Engagement in Zeiten von Corona“.

Die Teilnehmenden hatten bei der Begegnung die Möglichkeit, sich über gewerkschaftliche Themen auszutauschen, ebenso über die Auswirkungen der Corona-Situation auf ihre Betriebe und ihren privaten Alltag. Teil des virtuellen Programms waren darüber hinaus Sprachanimationen und ein kulturelles Quiz. Ein Höhepunkt war das Gespräch mit der über 90 Jahre alten Valentina, einer Blokadniza, also einer Überlebenden der Leningrader Blockade, die als Kind über den Ladogasee evakuiert wurde und sowohl die Belagerung als auch den Wiederaufbau Sankt Petersburgs erlebt hat.

Wie fanden die Teilnehmer*innen diesen Austausch? Geht das wirklich ausschließlich online?
Hier ein paar Meinungen:

“…also kurz gefasst: Das war interessant, sogar interessanter, als ich erwartet habe. Es war gut organisatorisch vorbereitet. Ich finde auf so eine Art sich austauschen zu können, ist eine gute Alternative gewesen. Vielen Dank für die gemachte Arbeit und die Möglichkeit das mitzumachen.”

„Eigentlich veranstaltet die IG Metall-Jugend in Zusammenarbeit mit Arbeit und Leben Hamburg jährlich einen Austausch nach St. Petersburg und zurück. Wegen Corona konnte er dieses Jahr nicht wie geplant stattfinden, aber austauschen kann man sich ja auch in digitalen Räumen. Das haben wir dann auch gemacht: mit 18 Teilnehmenden aus Russland und Deutschland an insgesamt 4 Abenden im November. Hauptthema ist bei Gewerkschaften natürlich immer die Gestaltung der Arbeit und des Alltags, welche Unterschiede und Gemeinsamkeiten gibt es? Und wie erlebte man in Russland die Corona-Pandemie, wie in Deutschland? Dazu gab es witzige Aufgaben, wo jede*r auch mal die andere Sprache sprechen musste. Ich hab´ gemerkt: Russisch kann ich sehr schlecht aussprechen!
Highlight für mich war das Gespräch mit der Überlebenden der Leningrader Blockade Valentina. Sie ist 1935 geboren und hat als Kind fast ein Jahr mit der Belagerung erlebt, bevor sie und ihre Mutter aus Leningrad (heute St. Petersburg) evakuiert werden konnten. Ihr Lebensmut und die Fähigkeit zur Freude machen mir Hoffnung und geben den Blick frei, auf die schönen Seiten des Lebens.
Der digitale Austausch ist zwar längst nicht so erlebnisreich wie der echte, aber er macht Lust auf mehr. St. Petersburg – ich komme!“

“Das Seminar war sehr spannend, um neue Leute kennenzulernen und auch die Kultur. Die Online-Treffen waren super organisiert und die Sprachanimationen haben mir besonders Spaß gemacht. Auch jetzt im Nachhinein konnten wir uns mit den russischen Kolleg*innen vernetzen, um weiterhin in Kontakt zu bleiben.”  

Auch für die Organisator*innen war der Austausch ein ganzer Erfolg. Klar brachte das virtuelle Format Erschwernisse mit sich, doch durch das große Interesse, die Geduld und den Einsatz der Teilnehmenden konnten technische Probleme und digitale Hemmnisse überwunden und ein wunderbarer Austausch ermöglich werden. In diese, Sinne möchten wir uns bei den deutschen und den russischen Teilnehmenden für ihr Mitwirken herzlich bedanken!

Der Jugendaustausch wird organisiert von der IG Metall Hamburg, dem Bund der Metallgewerkschaften St. Petersburg, der Friedrich-Ebert-Stiftung Sankt Petersburg und Arbeit und Leben Hamburg e.V. Finanziell gefördert wird er zudem von der Stiftung Deutsch-Russischer-Jugendaustausch (DRJA).

(Ein Bericht von Johannes Reihnhold, Sprachmittler)